Parc Adula

Nationalparkprojekt

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Aurelio Casanova

Aurelio Casanova 

Seit dem 1. Januar 2014 ist Aurelio Casanova Bürgermeister von Ilanz/Glion, der Gemeinde die aus dem Zusammenschluss der 13 surselvischen Gemeinden entstanden ist. Er vertritt ausserdem den Kreis Ilanz im Kantonsrat. Nach seiner zwanzigjährigen Tätigkeit in der Privatwirtschaft in einem Ingenieursbüro leitete er zwölf Jahre lang (2002–13) das Amt für Landwirtschaft und Geoinformation im Kanton Graubünden. Seiner Heimatgemeinde Vrin bleibt er eng verbunden. Diese Bindung pflegt er auch als Präsident der Stiftung Pro Vrin.

 

PA. Was bedeutet das Nationalparkprojekt für die Gemeinde Ilanz/Glion? Und für die Region Surselva?


AC. Für die Gemeinde Ilanz/Glion gibt es keine direkten Folgen, weil wir nicht vom Perimeter des Parks berührt werden. Aber ich denke, dass Ilanz/Glion als Ausgangspunkt für die Seitentäler der Surselva in jedem Fall davon profitieren kann. Vor allen Dingen wird es sich aber günstig auf die Surselva auswirken. Es geht darum, die Umgebungszone zu stärken, also die Surselva als Umgebungstal. Daher ist es notwendig, alle Möglichkeiten zu nutzen. In diesem Sinne stellt der Parc Adula für die Region und indirekt auch für die Gemeinde Ilanz/Glion eine Chance, eine Herausforderung für die Zukunft dar.


PA. Welche Sektoren können Ihrer Meinung nach den grössten Vorteil aus diesem Projekt ziehen?
 

AC. Die Surselva als Umgebungszone hat wenige Möglichkeiten für Industrie und Handel. Es wurde immer gesagt, dass die Umgebungszone von der Landwirtschaft und dem Tourismus dominiert wird, und dies sind auch die beiden Sektoren, die zum Parkkonzept passen. Denken wir nur einmal an die Natur, die Umwelt, die Landschaft, die guten Produkte unserer Landwirtschaft, die Ausflüge für die Touristen. Ich denke, das sind unsere Stärken, mit denen wir einen Vorteil aus dem Park ziehen können. An dieser Stelle stellt sich einem die Frage, was machbar ist und was nicht. Und hier tauchen dann die Befürchtungen auf, dass man nichts mehr im Park machen kann. Das ist auch der Grund, warum viele Menschen der Parkidee heute immer noch skeptisch gegenüber stehen.

 

PA. Aber warum gibt es immer noch so viele Befürchtungen?


AC. Man muss sich bewusst sein, dass viele Menschen glauben, dass die neuen Vorschriften zu einer fortschreitenden Einschränkung der Freiheit des Einzelnen in den Bereichen Arbeit und Natur führt. Die gleichen Personen beteuern wiederum, dass sie Touristen brauchen, aber sie meinen, dass diese auch ohne Park kommen werden, weil die Landschaft so herrlich ist. Sie denken, dass nichts weiter nötig ist, um einen grösseren Erfolg auf dem Markt zu haben. Aus diesem Grund, glaube ich, muss noch viel Arbeit im Kommunikationsbereich geleistet werden. Man muss den Menschen zeigen, dass der Park keine Einschränkung bedeutet. Man muss ihnen erläutern, dass der Park eine Chance darstellt, dass man Initiativen starten kann, um Leute in die Region zu ziehen, damit sie dort ihren Urlaub verbringen, Kurse besuchen, berufliche Tätigkeiten im Bereich der Forschung ausüben. Es gibt so viele Möglichkeiten, durch einen Park in den Orten Dinge in Bewegung zu setzen. Ideal wäre, etwas von all dem verwirklichen zu können.

PA. Die grössten Befürchtungen scheint es in Vrin, Ihrem Heimatort, zu geben. Worin liegen Ihrer Meinung nach die Gründe für diese Skepsis?


AC. Vrin, ehemalige Gemeinde und heute Teil der Gemeinde Lumnezia, ist praktisch das Herzstück des Parc Adula. Ich bin der Meinung, dass ein wichtiger Teil des Nationalparks fehlen würde, sollte Vrin ausscheiden. Vrin war in den letzten Jahren sehr aktiv, machte viel für den Ort und das hängt mit der Arbeit des Architekten Gion A. Caminada zusammen. Vrin hat heute einen guten Ruf und die Leute fürchten, dass der Park in Bezug auf die Weiden, die Landwirtschaft, den Tourismus Einschränkungen bringen könnte. Es geht auch hier darum, den Leuten die Angst zu nehmen, indem man ihnen genau zeigt, was möglich ist und was nicht. Es ist ausserdem sehr wichtig, zu zeigen, dass der Park bestimmte Aktivitäten in der Gemeinde schaffen kann, im gastronomischen Bereich, beim Verkauf von landschaftlichen Produkten, für die Metzgerei. Ich glaube, man muss die Chancen aufzeigen, die der Park der örtlichen Bevölkerung bietet.

 

Parc Adula, 30 | 6 | 2015