Parc Adula

Nationalparkprojekt

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Peter Egloff

Peter Egloff 

Die Surselva schaut auf eine lange Jagdtradition zurück. In Sumvitg haben wir einem bekannten Jäger einige Fragen gestellt. Peter Egloff ist in Zürich aufgewachsen und lebt als freier Journalist in Sumvitg, wo er seit 1975 auf die Jagd geht.

 

PA. Die Jagd im Kanton Graubünden war sowohl zu Grossvaters Zeiten als auch heute äusserst wichtig. Wie hat sie sich in den letzten Jahrzehnten verändert?


PE. Bis vor einigen Jahrzehnten war die Bündner Patentjagd so etwas wie ein Teil des bäuerlichen Jahres-laufes, eine Art herbstliche Ernte, eine zusätzliche Möglichkeit, sich mit Fleisch zu versorgen. Heute liegen die Akzente völlig anders. Der Wandel hin zur Ferien- und Freizeitgesellschaft prägt auch die Bündner Jagd. Sie ist Teil der Freizeitkultur, ein mit Leidenschaft betriebenes Hobby. Besonders deutlich wird das in der etwas naiven Übernahme von jagdlichem Brauchtum wie Jagdhornblasen oder Hubertus-Messen. Dieses Brauchtum ist ja feudalen Ursprungs, steht also in klarem Gegensatz zur Geschichte der „freien Bündner Volksjagd“. Immer mehr Bündner Jäger betreiben auch Jagdtourismus im Ausland, also reine Trophäenjagd.


PA. Inwiefern profitieren wir davon, dass jährlich 5500 Jäger im Kanton Graubünden in ihrer Freizeit auf Pirsch gehen?


PE. In der vom Menschen intensiv genutzten und beanspruchten Landschaft ist eine Regulierung der Schalenwildbestände unverzichtbar – man denke nur an die möglichen Schäden im Wald und in der Landwirtschaft. Wenn diese Regulierung ausschliesslich durch staatlich bezahlte Wildhüter erfolgen müsste, wäre das bei der Grösse und der Topographie des Kantons Graubünden eine sehr, sehr teure Angelegenheit für die Steuerzahler.  Die vielen Bündner Jäger sind aber auch Konsumenten von teuren Jagdwaffen und Jagdoptik. Das freut die entsprechende Industrie und gibt einer hübschen Anzahl von Büchsenmachern im Kanton eine Existenz. Die Bündner Jagd ist als Wirtschaftsfaktor so interessant, dass deutsche Munitionsfabriken spezielle Patronen im anderswo unüblichen Bündner Kaliber herstellen.


PA. Voraussichtlich ändern sich die Jagdbestimmungen kaum, wenn der Parc Adula realisiert würde, da die vorgeschlagene Kernzone grösstenteils in Jagdbann- und Wildschutzgebieten liegt. Viele Jäger würden den Park dennoch ablehnen. Warum?

 

PE. Das „grösstenteils“ müsste man natürlich näher anzuschauen. Im Übrigen ist „Jäger“ aber nur eine Rolle vieler Menschen im geplanten Parkgebiet. Viele  Jäger sind wie andere Einheimische auch Pilzsammler, Strahler, Bergsteiger, Wanderer, usw. Einschränkungen in der Kernzone wie z.B. ein Weggebot wecken Skepsis und Ablehnung. Im Grunde geht es da um einen
Konflikt zwischen Freizeitbedürfnissen der einheimischen Bevölkerungen und Bedürfnissen der Touristen aus der Stadt.

 

PA.Die Jäger aus der Region könnten in Zukunft im Parc Adula bei Wildtierbeobachtungen oder bei Exkursionen zum Thema Jagd eine wichtige Rolle spielen. Wäre das nicht auch eine Chance für die Jägerschaft ?

 

PE. Die Jägerschaft ist eine Minderheit, die auf die Akzeptanz der Gesamtgesellschaft angewiesen ist. Dafür muss sie ihr Tun und Lassen erklären und begründen. Ein Parc Adula hätte da vielleicht ein gewisses Potential. Für solche Öffentlich-keitsarbeit gibt es aber auch viele andere Kanäle.

 

Parc Adula, 1 | 11 | 2012