Parc Adula

Nationalparkprojekt

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Abt Vigeli Monn

Abt Vigeli Monn 

Das Kloster Disentis hat in den letzten Jahren eine Phase radikaler Erneuerungen erlebt. Seit Jahrhunderten spielt dieses Zentrum eine lebenswichtige Rolle für den rätischen Ort und die gesamte Region. Parc Adula wollte wissen, wie die Benediktiner-Tradition im Laufe der Zeit einer ganzen Gemeinschaft den Weg wies, und stellte Abt Vigeli Monn dazu einige Fragen.

 

PA. Bei meinem letzten Besuch hier erschien das Kloster eine in sich geschlossene Welt zu sein. Heute kann man die Kirche St. Martin über den Klostergang erreichen. Auf dem Weg dorthin gibt es auch eine Gaststube. Wie wurde diese Öffnung aufgenommen?


AVM. Die Stiva Sogn Placi («St.Placi-Stube») ist seit mehr als einem Jahr geöffnet. Wir sind positiv überrascht, denn die Zahlen übertreffen all unsere Erwartungen. Und durch die Räume im Klausur- und Kulturzentrum wird das Entwicklungspotential noch einmal erweitert.

 

PA. Haben Sie keine Angst vor einer Kommerzialisierung des Klosters?


AVM. Angst nicht. Bevor mit den Arbeiten für das Klausur- und Kulturzentrum begonnen wurde, hatten wir eingehend über mögliche Wege und Lösungen nachgedacht. Zwei Jahre lang beherbergten wir das Altersheim von Disentis. Das Zusammenwohnen hat uns einen Eindruck davon gegeben, was eine Öffnung nach aussen mit sich bringen würde. Die Senioren sind angenehme Zeitgenossen, während die Besucher neugierig sind. Im Klausurbereich muss deshalb immer sichergestellt sein, dass die Tür verschlossen ist. Denn überall dort, wo eine Tür offen ist, gehen die Leute hinein. Klosterbesucher werden die interessante Erfahrung machen, im Haus auf Mönche zu treffen, denn diese sind nicht zu einem Leben „hinter Gittern“ verbannt. Das stellt einen Mehrwert dar. Da wir Geld und Besucher brauchen, wollen wir einige Dinge kommerzialisieren. Wir müssen nur entscheiden welche. Ich denke, wir sind auf einem guten Weg.
 

PA. Sehr viele Familien in der Region sind vom Kloster abhängig. Wie leben Sie mit dieser sozialen Verantwortung?
 

AVM. Natürlich spüre ich diese soziale Verantwortung, die ich als Abt und wir als Gemeinschaft tragen. 2014, in unserem Jubiläumsjahr, haben wir bei der Universität St. Gallen eine Studie zur wirtschaftlichen Bedeutung des Klosters für die Region in Auftrag gegeben. Aus dieser Studie geht hervor, dass von unseren Betrieben 70 Mitarbeiter direkt und weitere 125–130 Menschen aus Disentis und den näheren Gemeinden indirekt abhängen. Allein der Betrieb des Klosters erzeugt jährlich im Zuliefer- und Dienstleistungsbereich 6 Millionen Franken, davon entfallen 2 Millionen auf den Bausektor. In diesem Jahr werden wir 2,3 Millionen Franken für die Restaurierung der Kirchenfassade und 1,8 Millionen Franken für die Räume des Klausur- und Kulturzentrums ausgeben. Hinzu kommen die Gehälter, die sich auf 5 Millionen belaufen. Und dieses Geld müssen wir verdienen.

 

PA. Ihre Unterstützung für Parc Adula wird also von der Notwendigkeit diktiert, die Zukunft der Region zu sichern?
 

AVM. Durchaus. Das ist der Plan. Die Schönheit der Region soll geschützt werden, und wir wollen dafür sorgen, dass die Leute hierher kommen und nicht immer ins Ausland fahren. Das ist unser und auch das Ziel des Parks. Wir haben doch so viel zu bieten, was Kultur, Natur und Landschaft angeht.

 

PA. Die Notwendigkeit, die Zukunft des Klosters und der Region zu garantieren, hat bei Ihnen auch zur Diversifizierung Ihrer Aktivitäten geführt?
 

AVM. Eine für uns sehr wichtige Aktivität mit langer Tradition ist das Gymnasium mit seinem Internat. Im Augenblick befinden wir uns in einer Übergangsphase. Die Bevölkerung in der Surselva hat sich verringert, vor allem die Zahl der Kinder. Und in den nächsten Jahren wird es einen entscheidenden Rückgang bei der Schülerzahl geben. Deshalb haben wir uns gesagt, dass wir eine zweite Aktivität brauchen. Wir haben grosse Gebäude mit viel Platz. Warum sollen sie leerstehen? Wie können wir sie nutzen? So entstand die Idee zum Klausur- und Kulturzentrum. Die Räume im dritten und vierten Stock wurden in Gästezimmer und Konferenzräume umgewandelt. Für den Gastronomiebereich haben wir die Stiva Sogn Placi. Die Idee besteht darin, neben der Schule ein zweites Standbein zu haben, das uns ein Einkommen sichert.

 

PA. Die architektonischen Arbeiten der letzten Jahre (am Internat, Stall und Klostergebäude) lassen eine nach vorn schauende Benediktiner-Gemeinschaft zum Vorschein kommen, die — so wie es scheint — der ganzen Region einen Weg
der Erneuerung aufzeigt?

 

AVM. Das ist für einen Benediktiner selbstverständlich, lebenswichtig und gebietet die Regel. Wir leben nach der Gelübdedreiheit: Gehorsam, Beständigkeit und klösterlicher Lebenswandel. Das Motto unseres Jubiläums lautete „Stabilitas in progressu“. Wenn wir keine Zukunftsvision haben, sind wir früher oder später nicht mehr dabei. Man muss sich weiterentwickeln. Das bedeutet, dass man sich fragen sollte: „Wo stehen wir, wohin wollen wir und welche Möglichkeiten haben wir?” Was uns Mut macht, sind der Ideenaustausch und die Kontakte nach aussen, die wir pflegen, auch dank der Schule. All das lässt uns nach vorne schauen. Ich glaube, das Kloster hat der Region in den letzten Jahren etwas vermittelt und die Leute dazu gebracht, zu sagen: „Wir wagen es, wir machen etwas, wir müssen etwas tun.“

 

PA. Und das könnte auch mit dem Projekt Parc Adula passieren?
 

AVM. Das hoffe ich. Ich persönlich bin dafür. Wir haben eine wunderbare Natur vor der Haustür und verschiedene, nebeneinander lebende Kulturen. Auf der anderen Seite des Lukmanier befinden wir uns in einer anderen Welt und treffen dort Menschen, zu denen wir immer wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen hatten. Und das gilt nicht nur für das Kloster, sondern auch für die Bevölkerung der Täler. Ich denke an Märkte und Eheschliessungen. All das sollte gefördert werden. Wo gibt es denn einen ähnlichen Reichtum auf so engem Raum? Und wenn wir dann noch die Geschichte hinzufügen – das 1’400 Jahre alte Kloster – dann ist das ein Erfolg.

 

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Vigeli Monn — Der 66. Vertreter des Klosters Disentis/Mustér wurde 1965 in Sedrun geboren. Mit ihm hat die Benediktiner-Gemeinschaft – nach 100 Jahren – wieder einen rätoromanischen Abt. Auch seinetwegen ist die Bindung zwischen der Surselva und dem Kloster noch enger geworden. Der heute 52-jährige Vigeli ist vor 28 Jahren ins Kloster Disentis eingetreten. Er hat Theologie, Religionspädagogik und Latein studiert. Bevor er die Leitung des Konvents im Frühjahr 2012 übernahm, hatte er fast 10 Jahre das Amt des Dekans inne.
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Parc Adula, 11 | 11 | 2015

 

 

 
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