© Denise Dillier
Denise Dillier ist Direktorin von Viamala Tourismus. Sie war massgeblich an der Schaffung der regionalen Tourismusorganisation beteiligt, welche im Jahre 2012 aus der Fusion von acht lokalen Tourismusvereinen hervorgegangen ist. Denise Dillier, aufgewachsen im Kanton Basel-Landschaft, hat ihre Wurzeln zum Teil in Splügen: Ihre Mutter stammt aus dem Walser Ort.
PA. Wie fügt sich ein Nationalparkprojekt in die Tätigkeiten von Viamala Tourismus ein und welche Perspektiven eröffnet es?
DD. Ziel von Viamala Tourismus ist die Förderung eines natur- und kulturnahen Tourismus. Das Nationalparkprojekt verfolgt im Bereich Tourismus dieselben Ziele und unterstützt so die Ausrichtung und Philosophie von Viamala Tourismus. Daher kann das Projekt auch ein strategischer Partner sein, welcher sich in die gleiche Richtung bewegt. Gemeinsam können Synergien genutzt und die Wahrnehmung und Sichtbarkeit beider Aktivitäten verbessert werden.
PA. Viamala Tourismus könnte irgendwann in der Zukunft mehrere Pärke beherbergen. Zum einen liegt hier der Naturpark Beverin, der 2013 in die erste zehnjährige Betriebsphase gegangen ist, zum anderen entsteht das Nationalparkprojekt. Wie kann man beides gewinnbringend nutzen?
DD. Als Tourismusregion befinden wir uns in der Tat in einer ganz besonderen und vorteilhaften Situation. Die Gemeinde Sufers liegt im Perimeter des Naturparks Beverin, während Splügen, Nufenen und Hinterrhein im Gebiet des Nationalparkprojekts Parc Adula liegen. Wichtig ist die Koordination der diversen Tourismusprojekte unserer Organisation und der beiden Pärke. Für den Tourismus ist dies eine ideale Ausganslage. Ein Park bietet eine grosse Chance zur Entwicklung, die wir sonst nicht hätten. Die Erfahrungen mit dem Naturpark Beverin zeigen, dass ein Park jedoch nicht nur als Geldquelle wahrgenommen werden darf, sondern in erster Linie als wichtiger Partner. Dank der zusätzlichen personellen Ressourcen können Projekte realisiert werden, die wir alleine nicht bewerkstelligen könnten. Dazu gehört nicht zuletzt auch das Fachwissen der Park-Mitarbeiter. Der Parc Adula wäre sicherlich für uns ein Leuchtturm, welcher das touristische Angebot bereichern und gleichzeitig weit über die Grenzen hinaus sichtbar machen würde.
PA. Wie ist die Haltung der Bevölkerung in der Region Rheinwald gegenüber dem Parc-Adula-Projekt?
DD. Die Bewohner des Rheinwalds sind ursprünglich Walser und haben allgemein ein eher vorsichtiges und abwartendes Naturell. Dennoch habe ich nicht den Eindruck, dass Angst vorhanden ist, u.a. weil für die Rheinwalder der benachbarte Naturpark Beverin ein positives Beispiel darstellt. Dieses natürlich in einem kleineren Umfang, denn die Komplexität der Fragen, die Voraussetzungen und die Dimensionen eines Naturparks sind andere als die eines Nationalparks. Auf jeden Fall hat die Bevölkerung heute – wenn sie will - die Möglichkeit sich mit konkreten Erfahrungen auseinanderzusetzen und sich direkt zu informieren. Das Konzept eines Parks ist nicht vollkommen unbekannt.
PA. Was kann die Marke Nationalpark zu neuen regionalen Entwicklungsprojekten beitragen?
DD. Die Marke bietet die Chance zur Entwicklung, wenn man proaktiv ist und Ideen einbringt. Es kommt niemand von aussen und löst die Probleme der Region, indem er uns sagt, was wir zu tun haben. Und auch wenn wir einmal das Label Nationalpark“ haben, wird es nicht einfach Geld oder Gäste vom Himmel regnen. Deshalb ist es wichtig, dass sich die Bevölkerung interessiert, sich einbringt und den Fortgang des Projekts verfolgt. Unsere Chance liegt effektiv darin, dass alle Beteiligten proaktiv mitwirken und einbezogen werden können. Dies ist ganz klar eine der Stärken des Nationalparkprojekts.
Parc Adula, 30 | 9 | 2015