Parc Adula

Nationalparkprojekt

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Paul Degonda

Paul Degonda 

Parc Adula wollte vom Bergführer Paul Degonda, der auch Mitglied der Arbeitsgruppe „Weg- und Routennetz“ ist, wissen, was die schönsten menschlichen und spirituellen Aspekte seiner Arbeit in der Natur sind.

 

PA. Was gefällt Ihnen ganz besonders an ihrer Arbeit, was sind die Schattenseiten?


PD. Das schönste an der Arbeit als Bergführer ist unser Arbeitsplatz und die vielfältige und sehr abwechslungsreiche Arbeit. Kein Tag ist gleich wie der andere.
 

Verhältnisse, Gelände und die Menschen sind immer andere. Wir bewegen uns im Freien. Wir können die majestätische, rauhe Schönheit und die wilde, ursprüngliche Kraft der Natur noch ein klein bisschen inszenieren, indem wir unsere Gäste an Orte hinbringen, wo sie alleine nicht hinkommen würden. Dies erzeugt eindrückliche und nachhaltige Erlebnisse, nicht nur für die Gäste.
 

Die Natur birgt aber auch Gefahren, welche immer gut beurteilt werden müssen. Es handelt sich hier um Naturgefahren wie Gletscherabbrüche, Eisschlag, Steinschlag, Gewitter, Gletscherspalten, Lawinen, Blitz und Unwetter, Felsstürze, Ausrutschgefahr, Absturzgefahr, Mitreissgefahr etc. Diese Gefahren gilt es immer im Voraus zu erkennen und sich dementsprechend vorzubereiten und auch situationsgerecht richtige Entscheide zu fällen.


PA.Was für Menschen kommen zu Ihnen als Bergführer und welche Informationen geben Sie Ihnen auf den Touren ?
 

PD. Das Spektrum der Gäste ist sehr gross, je nach Betätigungswunsch. So gibt es Leute, welche eine spezielle Wanderung in eine „einsame“ Gegend suchen und möglichst viel über Flora, Fauna und die Umwelt erfahren wollen. Dann gibt es aber auch Gäste, welche möglichst viel Pulverschnee fahren und dafür die Bergbahnen benützen wollen. Dann gibt es aber auch Gäste, welche möglichst viel Pulverschnee fahren und dafür die Bergbahnen benützen wollen. Wiederum andere suchen den Nervenkitzel und die Herausforderung in einer steilen Nordwand und weitere wollen in fremden, exotischen Ländern Berge besteigen.
 

Mein oberstes Ziel ist, alle Gäste wieder sicher und gesund nach Hause zurückzubringen. Die Gäste faszinierende und einzigartige Momente und Eindrücke in den Bergen erleben zu lassen und eine schöne freundschaftliche Zeit miteinander zu verbringen.
 
 

PA. Haben Sie während Ihrer beruflichen Erfahrungen irgendwelche Veränderungen im Gelände bemerkt?


PD. Die Natur ist einer ständigen Veränderung unter­worfen. Nebst den gut erkennbaren Zyklen wie Jahreszeiten läuft immerwährend ein Veränderungs­prozess ab. Gerade in der Kernzone des Parc Adula, auf den Péz Terri, nahm mich mein Vater bereits als 6 jähriger mit, was danach zur jährlichen Tradition wurde. Hier konnte ich in den letzten 30 Jahren eine deutliche Veränderung erkennen. So wurden aus weglosem Gelände Wegspuren, es entstanden kleine Pfade mit Steinmann-Markierungen und in letzter Zeit werden immer mehr Wege blau-weiss markiert, Steighilfen wie Ketten, Fixseile und Eisentritte werden montiert, auf viele Gipfel werden Kreuze aufgestellt, Kartenmaterial zu allen möglichen Themen wird veröffentlicht.
 

PA. Was bedeutet das Gebiet, das als Kernzone geplant ist, für Sie persönlich?


PD – Meine Eltern besitzen ein Maiensäss in der Val Sumvitg . Als Kind und Jugendlicher habe ich immer die Sommerferien und viele Wochenenden dort verbracht. Ich habe viele Touren und Gipfel dort bestiegen, habe also ein lange Beziehung zu dieser Region.

 

PA. Welche Befürchtungen hegen Sie in Bezug auf mögliche Regeln in der Kernzone? Sehen Sie die Notwendigkeit solcher Regeln ein?

 

PD. Ohne Regeln geht heutzutage fast nichts. Ich bin aber der Meinung, dass Wanderer oder Berg­steiger sich bewusst sind, dass sie sich in der Natur bewegen und auch Rücksicht auf diese nehmen. Niemand lässt bewusst den Abfall liegen, verscheucht  Wildtiere oder reisst Pflanzen aus. Weggebote oder Einschränkungen im Gelände sind für mich als Bergführer sehr einschneidend, je nachdem wie sie umgesetzt werden. Es kann mir mögliche Routen oder Touren verbieten und so Möglichkeiten für meine Arbeit nehmen, also sehr direkte existenzielle Konsequenzen haben!
 

In einer immer dichter besiedelten und beanspruchten Landschaft gibt es automatisch Konfliktpotenziale zwischen allen Nutzniessern der Landschaft. Ich glaube aber, dass diese 2–5% der Bergsteiger, welche sich nicht auf Wegen und Routen bewegen, keine Beanspruchung oder schädliche Auswirkung für die Natur haben. Die Natur ist stärker und findet immer eine andere, neue Form sich zu entfalten..

 

PA. Welches sind Ihrer Meinung nach die Vorteile, die ein Nationalpark für Ihre Region bringen könnte?

 

PD. Ein Nationalpark wird über weite Teile unseres Landes bekannt sein, sowie auch in den umliegenden Ländern eine gewisse Bekanntheit und Attraktion darstellen. Dies führt dazu, dass mehr Besucher die geschützte Region sehen wollen und es mehr Zulauf gibt. Die Natur und somit die geschützte Kernzone wird noch mehr beansprucht. Dieser Effekt kann für die umliegende Region eine Chance auf mehr Bekanntheit und Tourismus sein.

 

PA. Und was in Ihrer Region liegt Ihnen ganz besonders am Herzen?
 

PD. Jede Region hat ihre Eigenheiten, so auch die Kernzone im Gebiet der Greina/Medel/Vals/Blenio/ Calanca. Die Gipfel in der Kernzone sind weniger technisch und einfacher als in anderen bekannteren Regionen, wie im Wallis, Engadin oder im Berner Oberland. Eine Besteigung verlangt nicht den Top-Alpinisten. Darum ist diese Region alpinistisch gesehen noch nicht kommerzialisiert oder überlaufen. Umso mehr kann man hier aber die Abgeschiedenheit und Einsamkeit erleben, was auch seinen Reiz hat und auf immer mehr Leute eine gewisse Anziehungskraft ausübt.

 

Parc Adula, 1 | 6 | 2013